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Die Deichstadtwinzer GbR
Dietmar Rieth & Sybille Hass-Machill
Bahnhoftstr. 51 | 56564 Neuwied

Wiederbelebung des Weinanbaus in Neuwied

 
„Wingertsberg in Irlich“, „Klostergarten in Rommersdorf“, „Rotweinlage Heddesdorfer Berg“, 1884 noch 77 ha Weinbau in Fahr, Bürgerverein Weinanbau „Hüllenberger Stolperstein“ (Riesling-Silvaner) in Feldkirchen, „Neuwieder Raiffeisen Spirit“ aus der Innenstadt am Raiffeisendenkmal
Einstimmung:
Wer den historischen Spuren des Weinanbaus auf dem Gebiet der heutigen Stadt Neuwied folgt, findet Hinweise die von der Römerzeit bis ins späte 19. Jahrhundert reichen. Für Kenner der Materie nicht verwunderlich, denn das Mittelrheintal und insbesondere das Neuwieder Becken, zählen von jeher mit seinen kalkhaltigen und leichten Böden sowie dem wärmespeichernden Flussklima des Rheins zu den bevorzugten Gebieten in Deutschland, wo sich schon immer hervorragende Rot- und Weißweine anbauen ließen. Wären nicht die Industriealisierung, die Bimsindustrie oder die intensive Landwirtschaft in den letzten 200 Jahren dominant gewesen, was Landnutzung und Arbeitsplätze anbelangt, so hätte sich auch auf dem heutigen Gebiet der Stadt Neuwied der Weinbau halten können. Was in der jüngsten Vergangenheit galt muß aber nicht für alle Zukunft gelten. Es ist ein Versuch wert diese alte Tradition des Weinanbaus in Neuwied wiederzubeleben.
 
Historisch:
Der römische Mittelrhein-Weinbau hat sich zunächst zwischen Koblenz und Bonn ausgebreitet, weil man am Flussufer in Flachlagen vergleichsweise einfach Weinberge (besser Weingärten) anlegen konnte. Im 5. Jahrhundert eroberten die fränkischen Merowinger das linke Rheinufer, die Römer gaben das Rheintal auf. Aus der Frankenzeit stammen die ersten urkundlichen Belege für Weinberge am nördlichen Mittelrhein: Boppard (643), Rheinbrohl (um 650), Braubach (691/2), Rheinbay (710) usw.
 
Mittelalterlich:
Im Laufe des Mittelalters entwickelten sich die Klöster und Stifte zu den wichtigsten Besitzern großer Weingüter am Mittelrhein, an zweiter Stelle stand der Adel. Einen großen Anteil an der Entwicklung des Mittelrhein-Weinbaus hatten die Zisterzienser. Der Zisterzienserorden ging als Reformbewegung aus dem Benediktiner-Orden hervor und wurde 1098 von Robert de Molesme im Kloster Citeaux nördlich von Beaune gegründet. 1115, mit dem Abt Bernhard von Clairvaux begann der eigentliche Aufstieg des Ordens. Die Zisterzienser werden deshalb manchmal auch als Bernhardiner bezeichnet. Den burgundischen Weinbau haben die Zisterziensermönche tief geprägt. Sie waren vermutlich die ersten, die den Einfluß verschiedener Weinbergslagen auf Art und Qualität genauer untersuchten. Man sagt, sie hätten den Boden geschmeckt um seinen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Burgundische Weinberge, die einen einheitlichen Wein ergaben, faßten sie mit einer umrahmenden Mauer (Clos) zusammen. 1136 gründete Bernhard von Clairvaux das Kloster Eberbach im rheingauischen Eltville. Das Kloster stieg im 13. Jahrhundert zum größten Weingut der Welt auf und ist mit seinen 200 Hektar auch heute noch das größte deutsche Weingut. Das Kloster Eberbach besaß am Mittelrhein Weinberge in Heimbach, Diebach, Bacharach, Trechtingshausen, Boppard und Lahnstein. Über noch mehr Besitz am Mittelrhein verfügte das Zisterzienserkloster Altenberg (1133 gegründet), dem Weinberge in Niederheimbach, Diebach, Bacharach, Kaub, Oberwesel, Rhens, Ober- und Niederlahnstein, Horchheim, Kapellen, Koblenz und Koblenz-Lützel gehörten. Mit der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts endete der klösterliche Weinbau.
 
Aktuelle Entwicklungen:
Bürgerschaftliches Engagement belebt den Weinanbau derzeit nur zu „Selbstversorgungszwecken“, unter Beachtung des Deutschen und europäischen Weinrechts. D.h. nur kleine Anbauflächen mit weniger als 100 Stöcken sind zu Selbstversorgungszwecken derzeit erlaubt. Zu nennen sind zwei Flächen, eine in Hüllenberg´, mit einem Silvaner-Riesling Anbau und die jüngste in der Eduard Verhülsdonk Straße 33, in einem Garten der Neuwieder Innenstadt.
 
In naher Zukunft:
Dort wird seit April 2011 ein Weißwein, der Chardonay, von Dietmar Rieth und Sybille Hass-Machill angebaut. Heute am 08. Oktober 2013 steht erstmals die Ernte an. Die Trauben der 92 Rebstöcke weisen am Tag der Lese ein Mostgewicht von durchschnittlich 70 Grad Öchsle auf, was eine gute Weinqualität erwarten lässt. Es wird ein Ertrag von ca. 100 Liter Weinmost erwartet. Die Trauben werden nach der Ernte zum Weingut Markus Junglen, in Kröv an der Mosel gefahren, dort gekeltert, kalt vergoren und für die Abfüllung in Flaschen kellertechnisch professionell versorgt. Der 2013´er „Neuwieder Raiffeisen Spirit“ wird dann für den Hausgebrauch etwa ab Ostern 2014 zur Verköstigung auf dem Tisch stehen.
 
Ausblick:
Ab 2016 wird EU weit das Weinrecht dahingehend geändert, dass alle Länder der EU ihre Anbauflächen um 1% erweitern dürfen. Antragsteller für diese Erweiterungen können Landwirtschaftsbetriebe sein, die auf neuen Flächen expandieren wollen. Die genauen Rechtsverordnungen der EU werden, laut Ministerin Höfken aus dem rheinland-pfälzischen Weinbauministerium, ab Mitte November 2013 erwartet. (siehe Anlage). Die Weinwirtschaft, insbesondere die Kellereien, haben ihr Interesse an einer Erweiterung der Anbauflächen auch in Rheinland-Pfalz bereits angemeldet.
 
Fazit:
„Es macht viel Spaß sich hobbymäßig mit dem Weinanbau zu befassen. Die Kellerwirtschaft ist dagegen nochmal ein Kapitel für sich, das man nicht leichtfertig angehen sollte. Hier bieten sich Kooperationen mit etablierten Winzerbetrieben an. Für interessierte ´Winzer & Landwirte & Hobbywinzer´ aus Neuwied und Umgebung kann die neue EU Weinmarktentwicklung aber heißen, sich in den nächsten 2-3 Jahren zu organisieren, Flächen zu ermitteln, Genehmigungsvoraussetzungen zu klären, Bündnispartner und Kapital zu suchen, um dann evtl. in einer Erzeugergemeinschaft den Weinanbau in Neuwied neu beleben zu können. Die Nachweise, dass das gut funktionieren kann, haben wir mit dem Weingarten auf unserem Grundstück „am Raiffeisendenkmal“ in Neuwied schon jetzt erbracht“, so Dietmar Rieth & Sybille Hass-Machill.
 
Prost!
 
Quellen: Internetrecherche und eigene Erkenntnisse
Neuwied; den 08.10.2013